Bahir Dar – Addis Abeba

… Den blauen Nil anzusehen war sehr schön, vor allem nachdem wir erfahren haben, dass sich unterhalb der Brücke, über die wir gefahren waren, sich gerne die Nilpferde tummeln würden. Das machte die ganze Situation noch spannender.
Im Hotel angekommen, bot man uns etwas zu trinken an und kleine Snacks. Es war schon recht düster, so konnte man die Aussicht nur erahnen, aber das Wasser konnte man recht gut hören. Das Hotel liegt am Tanasee ጣና ሐይቅ. Im See kann man schwimmen, wenn man möchte (obwohl die Farbe des See’s nicht wirklich dazu einlädt), aber es wird einem abgeraten wegen der Krokodile und Nilpferde, die sich im Wasser tummeln können. Die einheimischen Kinder, die wir am nächsten Tag sahen, schien das allerdings nicht wirklich zu stören und so konnte ich einen Haufen halbwüchsiger beim Planschen beobachten. Sie hielten sich wiederum unterhalb des Hotels auf und waren nur zu sehen, wenn man sich auf den Steg unterhalb des Hotels begab. Unser Ausblick aus dem Zimmer war ganz schön. Zum Zimmer gehört auch ein Balkon, der in Richtung des Wassers schaut. Der Balkon ist sehr geräumig, sogar so sehr, dass da noch ein großes Bett darauf aufgestellt war ohne dass es jemandem im Weg stand. Auf dem ersten Bild sieht man das Zimmer. Aufgehalten haben wir uns kaum auf dem Zimmer, da es recht düster war drin. Es ist zwar im Allgemeinen sehr schön und auf jedem Bett ist ein Mückennetz, sonst fehlt es einem auch an nichts, aber über Licht hat sich keiner Gedanken gemacht. Das scheint generell nicht so deren Ding zu sein.
Innen etwas dunkel Hier wurden wir empfangen Dafür aber ist der Blick vom Balkon unschlagbar
Der Tanasee liegt übrigens auf ca. 1780m über dem Meeresspiegel und ist damit der höchstgelegene See des Kontinents und der größte des Landes. An manchen Stellen erreicht er bis zu 14m Tiefe. Eine Fahrt mit dem Boot wird empfohlen, denn es gibt auch hier -wie im Rest des Landes- jede Menge Klöster und Kirchen anzusehen und viel Geschichte zum Anhören.
Wir haben uns am nächsten Tag aufgesplittet. Ein Teil von unserer Gruppe ist auf den See gefahren mit dem Boot und hat einen wundervollen Tag erlebt mit viel Sightseeing, während wir es uns am Pool schön gemacht haben und den Tag genossen haben. Eine Woche Urlaub ist nicht so viel und wenn man nur von A nach B rennt, ist ein Ruhetag natürlich auch sehr wohltuend. Mittags mussten wir dann auch gar nicht groß nachdenken, wo wir essen könnten, sondern wir sind direkt ins Hotelrestaurant und das war eine sehr gute Entscheidung. Es hat fantastisch geschmeckt und einfallsreich sind sie oben drauf die lieben Äthiopier. Aus Weinflaschen machen sie sich Salz- und Pfefferstreuer 🙂
Ist das nicht genial?
Vorsicht vor den Insekten im Wasser, wir wurden allesamt gebissen von irgendwelchen Wasserspinnen. Nix passiert, aber wie bei Mückenstichen wurde es an der Bissstelle rot und es juckte. Daher ist es auch immer gut ein Insektenspray mit dabei zu haben, allein schon wegen der Mücken! Es sind nicht so übermäßig viele wie meinen meinen würde, aber wir wissen ja alle, eine einzige kann einen bereits in den Wahnsinn treiben.
Unsere Freunde waren so lieb und haben für mich extra ein bisschen was dokumentiert auf ihrem Bootstrip und hier sind die Eindrücke, die ich hier veröffentlichen darf 😊
Am Abend, als wir dann alle wieder anwesend waren und geduscht und uns frisch gemacht hatten, wollten wir nicht im Hotel essen sondern lieber etwas spannendes erleben. Also sind wir in ein Lake Shore Restaurant in Bahir Dar, das uns empfohlen wurde und haben dort den Fisch gegessen, den der Ober (ich glaube generell jedem) angepriesen hat. Drinnen sitzen war keine Option, es sah super kühl aus und ausserdem saß niemand drinnen. Also entschieden wir uns für die Variante draussen. Wir hatten uns das alle ein bisschen anders vorgestellt… Wir saßen dann alle nebeneinander, wie die Hühner auf der Stange, und sahen in die Dunkelheit. Es gab kein Licht, ausser das Licht im Innenbereich und da wir mit dem Rücken zum Restaurant saßen, konnte es unmöglich heller werden. Der Ober kam dann auch schon recht flott mit unserem Essen, das noch brannte, was ziemlich cool aussah und präparierte jedem seinen Fisch. Geschmacklich war das echt absolut fein. Das Restaurant scheint tagsüber aber eher sehenswert zu sein und dann macht sogar Sinn nebeneinander zu sitzen, da der Blick direkt durch die Bäume auf den Tanasee gerichtet ist und man vor sich hin träumen kann 🙂
Da es weder Musik noch spannendes zu erleben gab wurden wir schon bald müde und entschieden uns lieber nochmal im Hotel einen Drink zu nehmen und dann schlafen zu gehen. Der nächste Tag war dann unser Abreisetag. Allerdings erstmal nur zurück nach Addis Abeba um dann dort schließlich noch 2 Tage zu verbringen, bis es wieder ganz nach Hause gehen sollte.
Ein Geständnis… Ich habe mich irgendwie in dieses Land verliebt. Okay, ich habe bereits sehr oft in meinem Leben gesagt, dass ich mich in ein Land verliebt habe, aber wer sagt denn auch, dass man in nur ein einzelnes Land verliebt sein kann und nicht in mehrere? Die Liebe die der Natur, den Kulturen, den Ländern oder Städten gilt nutzt sich ja schliesslich nicht ab, also geht das auch finde ich 🙂 Ach und da fällt mir was ein! Hatte ich bereits erwähnt, dass mich die Strassen von Äthiopien immer so ein wenig an die Bilder von Monet erinnern? Falls nicht, so ist es. Natürlich sind die Damen ganz anders angezogen und ihre Haut ist dunkler, aber als ich das erste Mal an den Strassen schlendernde Mädels mit ihren Sonnenschirmen und den langen Kleidern sah, fielen mir sofort die Bilder ein auf denen diese schönen Frauen in der Sonne stehen oder gehen oder sich angeregt unterhalten. Hach ja, Fantasie ist einfach etwas Schönes. Man sollte sich -finde ich- nie abgewöhnen in Gedanken abzudriften.
Nach der schönen Fahrt zum Flughafen in Bahir Dar gings wieder zurück nach Addis Abeba. Dort durften wir wieder in der Englischen Botschaft nächtigen, was ganz schön war. Wundervolle Bäume, ein kleiner Wald, der, wenn man ihn bis oben durchläuft einen sehr schönen Ausblick ermöglicht. Überall waren Schildkröten, riesige Exemplare und so niedlich. Also haben wir erst die Gegend erkundet in der Botschaft und sind dann in die Stadt zum Kaffeetrinken. Kaffee kommt aus Äthiopien und daher sollte man auf jeden Fall vor Ort einen getrunken haben. Jetzt bin ich nicht der riesige Fan von Kaffee muss ich zugeben, dennoch aber haben ich ihn probiert. Mich hat es fast aus den Socken gehauen, der war so stark! Eieiei, ich brauche ihn nicht, aber für alle Kaffeefans kann ich sagen, geht in den gleichen Laden wie wir, denn das muss man gesehen haben! Und wer weiss, vielleicht schmeckt er Euch?
Anschliessend wollte ich gerne noch in die St. George Gallery, die uns von unseren dort lebenden Freunden empfohlen wurde. Gesagt getan! Die Kunstwerke, die Textilien und die Möbel waren wunderschön und toll präsentiert. Ein bisschen fühlte sich das an wie in einer privaten Bleibe. Auch wenn ich letztlich (auch wegen der extrem überteuerten Preise) mich entschied nichts zu kaufen, kann ich die Galerie wärmstens empfehlen! Anschliessend gings in einen Krimskrams Laden in der Nähe, der mindestens genauso sehenswert sein sollte wie die Galerie, allerdings etwas anders bestückt wäre. Na, das wollte ich sehen, was dieser Laden so zu bieten hatte. Wir ließen also die schöne Galerie hinter uns, um dieses andere Geschäft zu sehen und es wurde uns in der Tat nicht zu wenig versprochen! Ich kaufte nichts, aber fand’s wirklich sehr witzig, was es da so alles auf einem Haufen gab und fragte mich, ob der Besitzer Zeitreisen unternehmen würde, um all diese Dinge zusammenzuklauben. Da waren Kameras aus den 30er oder 40er Jahren, Skulpuren, die älter als die Menschheit aussahen, Bilder, die nicht jünger als 200 Jahre als sein können, Schmuck und Möbel ohne Ende und dann war aber alles so vollgestellt, dass man sich erstmal überall durchwühlen musste, um die Schätze zu finden. Total spannend!
Einen Zwischenstopp machten wir in einem Cafe, das in der oberen Etage, dem „Mela Souvenir Shop“, auch Tücher und Kleinigkeiten zum Verkauf anbot. Während wir also auf unsere Bestellung warteten, suchten wir direkt ein paar Geschenke raus für Freunde. Karten, Lesezeichen, Schals, alles in einem Abwasch und schön noch dazu. Zurück in Deutschland erfreuten die Geschenke auf jeden Fall unsere Freunde (ich hoffe ehrlich, haha)
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Sowohl essens- als auch kaffeetechnisch war das für mich das beste Cafe gewesen. Die Atmosphäre eher kühl, aber die Einrichtung sehr schön, die Mitarbeiter sehr zuvorkommend und nett und draussen die Malereien und Graffitis auch super ansehnlich. Alles in allem sehr empfehlenswert!
Das Abendessen, sorry hier gehts grad nur noch ums Essen, aber das ist ja im Urlaub oft der Fall, fand in einem der besten Italiener statt – dem Castelli Restaurant. Lustig, die Art des Restaurants. Man kommt rein, wird gesetzt, bestellt sein Getränk und geht wieder vor Richtung Eingang, wo die Vorspeisen aufgebaut sind, nimmt sich dort seinen Vorspeisenteller und drückt ihn dann mit all seinen ausgesuchten Vorspeisen dem dahinterstehenden Mitarbeiter in die Hand. Dann geht man wieder auf seinen Platz, bestellt seine Hauptspeise und bekommt schon bald den Vorspeisenteller, von dem man keine Ahnung mehr hat, ob das seiner ist, weil alle etwas ähnliches ausgesucht haben. Haha! Aber geschmeckt hat alles dann super und die richtigen Teller sind dann auch bei den richtigen Personen gelandet 🙂
An unserem letzten Tag haben wir uns dann noch 2 Dinge vorgenommen, zum einen stand Museum auf dem Programm und zum anderen ein (was sonst) Abschlussessen und zwar der Äthiopischen Art. Darauf war ich ultra gespannt und konnte es den ganzen Tag kaum aushalten, das Restaurant endlich zu sehen. Der Plan aber war, erst zu Hause entspannen, dann Lucy ansehen gehen (ich erzähle gleich wer das ist bzw war), dann packen und ready steady go ins Restaurant. Der Flug war erst gegen 23 Uhr, was natürlich perfekt war, um den Tag noch vollends auskosten zu können.
Das Äthiopische Nationalmuseum ist definitiv eine Reise wert, denn auch wenn das Museum an sich sehr überschaubar ist und die Kunst sowie die Objekte keine Ah’s und Oh’s aus einem herauslocken gibt es doch einen Fund, der dies tut. Es ist Lucy, der erste Mensch, der vor ca. 3,2 Millionen Jahren im Afar Dreieck in Äthiopien gefunden wurde. Der US-Amerikanische Paläoanthropologe Donald Carl Johanson machte am 30.November 1974 im Osten des Landes den Fund seines Lebens und die Beatles gaben der Dame den Namen. Natürlich nicht bewusst, sondern die Wissenschaftler hörten zu dem Zeitpunkt den Song „Lucy in the Sky with Diamonds“ und so kam das Mädchen quasi wieder auf die Welt mit einem neuen Namen. Man sagt, dass dies der Ort ist für den Beginn der Menschheit, da man in der Region sehr viele Knochen und Funde, die auf die Menschen vor Millionen von Jahren zurückzuführen, gefunden worden waren. Was man im Museum zu Sehen bekommt ist nur ein Replik des echten Skeletts, aber das macht nichts. Wir wissen ja alle, dass es zum Schutz der Knochen ist, dass sie besser woanders aufbewahrt werden.
Der Rest des Museums gab Aufschluss darüber, wer wann regiert und wie ausgesehen hatte und auch wie die Menschen in Äthiopien gelebt hatten. Ihre Kunst natürlich und worüber ich sehr lachen musste, ist die „grosse Liebe zum Detail“ beim Aufhängen der Kunstwerke 😂
Mir hat es im Museum sehr gefallen, auch wenn es nicht wirklich liebevoll wirkte, finde ich war doch viel Gefühl dabei. Man ist eben immer nur das gewöhnt, das man von Kindesbeinen an kennt und dabei kommen einem die anderen Dinge oft falsch vor. Aber genau dieser Gedanke ist falsch! Man muss alles so betrachten, wie die Einheimischen es machen und schon stört es einen nicht und man betrachtet es mit anderen Augen.
Nachdem wir Lucy nun also kennengelernt hatten, unsere erste Vorfahrin, gab es auch viel Stoff zum Reden bis wir daheim wieder ankamen, um uns für die Reise fertig zu machen. Alles vorbereitet und drapiert knurrte der Magen auch schon im rechten Moment und wir gingen zum traditionellen Restaurant namens Rashen Terara. Wie aufgeregt ich doch war! Der Eingang gefiel mir und der Raum in dem wir saßen, den fand ich toll. Wir hatten kleine Tischchen vor uns mit Tabletts obendrauf und bestellten das saure Brot mit allen möglichen Äthiopischen Leckereien drauf. Dazu gab es Tänze und Gesang, die einen sofort mit jeder Menge guter Laune ansteckten. Alle lachten und waren fröhlich, wir natürlich auch.
Diese Künstler versprühten so viel positive Energie, dass man nahezu jeden in dem Raum zappeln sah, wenn auch nur ein bisschen bei manchen und bei anderen wieder mehr, fast alle wurden mitgerissen von der Musik und den Darstellern. Das Beste kam dann zum Schluss, kurz bevor wir gehen mussten. Die Tänzerin, die zuvor ihren Tanz aufgeführt hatte, fing plötzlich an die Gäste aus der Reserve zu locken und zum mittanzen zu verführen. Ich bin jetzt nicht so extrovertiert, wenn es ums Tanzen vor Leuten geht und meine Tochter auch nicht, aber selbst wir waren so geflasht von dieser Atmosphäre und machten einfach mit. Peinlich gab es in dem Moment einfach nicht! Und hier ist der Beweis 😬
Das Essen war auch der absolute Hammer, auch wenn ich nicht der grösste Fan des sauren Brotes bin, hab ich mich ultra vollgefuttert, weil diese Leckereien auf dem Tablett einfach zu deliziös waren.
Alles in allem war die gesamte Reise zwar kurz, aber wir haben so viel erlebt in der kurzen Zeit, dass es sich wie 2 Wochen angefühlt hat. Wir haben das Land auf eine so wundervolle Art und Weise kennengelernt, einfach traumhaft!
Thank you so much Vivi & Christian! You guys are awesome, thanks for showing us Ethiopia this way. We love you!
Das war Äthiopien durch meine Augen 🙂 – November 2019
Fotos und Videos sind von mir, meinem Mann und unseren Freunden. Ich habe die Erlaubnis diese zu veröffentlichen, sonst aber niemand. Daher bitte nicht rauskopieren!
Sehr interessant Funda, bin richtig beeindruckt. Tolle Fotos und tolle Videos wirklich ein schönes und traumhaftes Land. Bin gespannt auf Südafrika:)
LG
Mesut
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